Die Sache mit der Telefonnummer. Sie ist wohl einer der häufigsten Kritikpunkte, die man in Zusammenhang mit Signal hört. Und das mag was heißen. Denn ansonsten bietet Signal mit seinem Fokus auf Sicherheit und Datenschutz bei gleichzeitiger Nutzerfreundlichkeit wenig Angriffsfläche für Kritik. Aber warum braucht es unbedingt eine Telefonnummer zur Registrierung? Hier klären wir diese Frage. Denn es gibt gute Gründe dafür.
Wie funktioniert die Registrierung bei Signal?
Zuerst die Fakten. Um sich bei Signal zu registrieren, benötigt man eine Telefonnummer. Das kann entweder eine Mobil- oder Festnetznummer sein. Diese Nummer wird dann bei der Registrierung durch einen Verifikations-Code bestätigt und mit dem Signal-Account verknüpft. Details zur Registrierung bei Signal findest du auf dieser offiziellen Support-Seite.
Was aber ist der Grund für die Entscheidung, bei der Registrierung eine Telefonnummer zu verlangen? Wieso kann man sich nicht einfach per E-Mail Adresse oder mit einem beliebigen Usernamen bei Signal anmelden?
Die Antwort der Signal-Präsidentin
Meredith Whittaker, die Präsidentin von Signal, hat genau auf diese Frage 2022 die folgende Antwort gegeben:
Signal ohne Telefonnummer? – Ausgestorben und erfolglos
Wie sehe denn eine Welt aus, in der Signal keine Telefonnummer verwenden würde? Nachdem du Signal installiert hast, wüsstest du schlicht und einfach nicht, wer von deinen Freund*innen noch auf Signal erreichbar ist. Natürlich könnte man alle Freund*innen anrufen und fragen, ob sie bei Signal sind und was ihr Nutzername ist. Aber wirklich praktikabel ist das für einen Messenger nicht. Und Signal ist hier der Ansicht, dass nur ein praktikabler Messenger ein sinnvoller Messenger ist. Denn was nützt ein (theoretisch) sicherer Messenger, den aber niemand benutzt? Eben. Deshalb hat sich Signal hier für einen Kompromiss entschieden.
Durch die Telefonnummer kannst du sofort loslegen
Durch das Nutzen der Telefonnummer sieht jeder der Signal installiert, welche Kontakte bereits bei Signal sind und kann sofort beginnen, sichere Nachrichten zu schreiben. Das erklärt auch den großen Erfolg von Signal. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Messenger-Apps kann ich damit auf der Stelle loslegen und auch meine Freund*innen werden benachrichtigt, dass ich jetzt bei Signal bin.
Und – wie Meredith Whittaker im Zitat erwähnt – bleibt man damit so weit wie möglich im „Besitz“ seines sozialen Netzwerkes. Angenommen Facebook sperrt morgen zu (man wird ja noch träumen dürfen), dann verliert man dort mit einem Schlag auch alle seine Kontakte. Baut man ein soziales Netzwerk anhand von Telefonnummern auf, ist dieses unabhängig vom Netzwerkanbieter. Stellt Signal morgen also seine Dienste ein, kann ich die geknüpften Kontakte immerhin noch per Telefon weiterpflegen und verliere sie nicht komplett.
Signal kennt deine Kontakte nicht
Nun werden vielleicht manche einwenden: Um festzustellen, welche meiner Kontakte bereits auf Signal sind, muss Signal doch mein Adressbuch kennen, oder? Das ist doch auch ein Datenschutzproblem!
Genau zu dieser Frage gibt es eine klare Antwort auf den Support-Seiten von Signal:
„Signal hat einen vertraulichen Kontaktentdeckungsprozess entwickelt, mit dem Signal-Kunden und -Kundinnen auf effiziente und verlässliche Weise feststellen können, ob es sich bei den Kontakten in ihrem Adressbuch um Signal-User handelt, ohne die Kontakte in ihrem Adressbuch für den Signal-Dienst offenzulegen. Sobald dein Mobiltelefon weiß, welche deiner Kontakte Signal nutzen, kann es dich optional benachrichtigen, wenn ein neuer Kontakt Signal nutzt.“
Signal hat also auch zu dieser Frage großen technischen Aufwand betrieben, um nutzerfreundlich zu sein und gleichzeitig eure Daten zu schützen. Die technischen Details und generellen Überlegungen hat Signal-Gründer Moxie Marlinspike in zwei ausführlichen (englischen) Blog-Beiträgen erläutert. Wer da tieferes Interesse hat, findet sie hier und hier.
Zu guter Letzt: Bekämpfung von Spam
Wie Signal-Präsidentin Meredith Whittaker in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bestätigt hat, gibt es aber auch noch einen weiteren Grund, wieso Signal zur Registrierung eine Telefonnummer voraussetzt: Die Bekämpfung von Spam.
Klar lassen sich in manchen Ländern auch relativ einfach neue Telefonnummern organisieren und für Spam-Zwecke missbrauchen. Allerdings nicht so einfach und kostengünstig wie beispielsweise E-Mail Adressen. Deshalb erleichtert die Telefonnummernpflicht Signal auch die Bekämpfung von Spam und erhöht so ebenfalls die Nutzerfreundlichkeit von Signal.
Die Zukunft – Usernamen auch bei Signal
Ein Nachteil bleibt aber bei Signals bisherigem Ansatz: Meine Signal-Kontakte erfahren automatisch meine Telefonnummer, wenn ich mit ihnen per Signal kommuniziere. Das ist bei einfachen 1:1 Unterhaltungen wahrscheinlich kein Problem. Aber wenn ich der Signal-Gruppe der Schule meines Kindes beitrete, möchte ich vielleicht nicht, dass alle anderen Gruppenmitglieder meine Telefonnummer erfahren.
Das ist ein Schwachpunkt, den Signal auch erkannt hat. Deshalb wird bereits seit geraumer Zeit an einem „Phone Number Privacy“ Feature gearbeitet, mit dem die Telefonnummer vor anderen Signal-Kontakten versteckt werden kann. Stattdessen wird dann via Usernamen kommuniziert. Signal hat aber klargestellt, dass für die einmalige Registrierung weiterhin eine Telefonnummer nötig sein wird (siehe hier und hier).
Details zu dem kommenden Usernamen-Feature findet ihr in diesem Foren-Eintrag, wo auch die aktuellen Entwicklungen verfolgt werden. Wir halten euch bei signal-news.de dazu natürlich auch auf dem Laufenden!